30 Jahre Dive + Echo West + Bochum 22.11.2019…
Nicht ganz so viele wie zu Zeiten des letzten Klinik-Konzerts waren da (Bochum, Bahnhof Langendreer), aber irgendwie schwebte trotzdem diese Zwischenfall-Zeit über allem. Dive hat neue Songs und es gibt ja auch noch das akustische Projekt – und diese neuen Sachen sind zwar typisch, also Audioloop-Schnipsel, in einem meine ich ein Depeche Mode Stück erkannt zu haben (Christmas Island – die drei Töne nach dem längeren Intro) – aber etwas verschwommen), wie das auch hier und da schonmal vor kommt. Dive ist noch immer Meister in minimalistischen Statements, die auch so behandelt werden – sie klingen interessant, sie wiederholen sich, haben aber eine Struktur und kommen komplett vom Playback – sie sind aber nicht langweilig, sondern perfekt gewählt. Das Dirk Ivens sogar schafft Klinik-Songs auf das Wesentliche zu reduzieren (Pain & Pleasure) und die Sounds in Teilen einfach Samples sind, wird nullstens verschwiegen, sondern sogar so deutlich als kurzes brutales Versatzstück eingesetzt. Die Wirkung ist gut und der Sound wirkt bei den neueren Stücken eher wie bei dem auch gespielten Song „Broken Meat“ – irgendwie teuer. Ehrlich-Elektronisch. Das feiert die Gemeinde einfach durch Tanz und die Strobos blitzen – es gibt 2 Zugabenblöcke, Rocket USA (Suicide Cover – kennt man ja) – Bloodmoney flog plötzlich herum, gab es das schonmal? Echtes Spielgeld mit Blutflecken? Projekt Urian, oder? Na – jedenfalls freute man sich über alte, sehr alte und neue Songs, ehm.. Tracks. Sehr eigen bleibt der Stil aber auch darf sich Herr Ivens freuen, dass er da ziemlich viele Leute mit anzieht.
Dies war 30 Jahre – Dirk – quasi – also ein Grund zum feiern – Peter verteilte Kuchen, ich war aber am tanzen, aber – irgendwie lieb.
davor waren jene, die das Zwischenfall-Feeling noch viel viel größer machten – in allem, was Echo West tun. Dieses Mal sind sie zu dritt mit Drums, Synth und Gesang mit kleinem Tisch und Korg MS für ein paar Blubber-LFO Sounds und dem Pult sowie kleinen sparsamen Effekten (Delay). Die Songs sind alle deutlich und klar mit alten Synths gemacht, analog – deshalb konnte auch nicht das gesamte Studio auf die Bühne, also spielt man zu einem Teilplayback und der Prophet Rev 2 von Thomas findet mit seiner Hilfe einige Wege mit Noises und ein paar Flächen und kleinen Melodien einen Weg, dieses Konzert Einzigartig zu machen. Die Themen sind sehr klar sehr unbunt – Leid und Zerstörung – vielleicht auch eher aus dem Inneren heraus und dennoch ist Dirk, die Stimme, ruhig und geradezu liebevoll mit den Leuten – noch 2 Stücke, dann ist zuende – informiert er uns und deutschsprachige wie englishsprachige Texte halten sich etwa die Waage. Sie klingen nicht mal alle „altmodisch“ oder total retro, sie könnten aber in der aktuellen Minimal Wave Szene sehr sehr gut standhalten, sie haben dazu auch das Flair des „selbstgemachten“ und des unperfekten. Wir machen das einfach mal – auch wenn das nicht so gesagt wurde und man es nicht an etwas festmachen kann – so wirkt es trotzdem, was bereitwillig angenommen wurde.
Leaving with Ghosts – ist eine Postpunk-Formation mit einem Gesang, der irgendwo sehr typisch für die früheren 80er ist -nämlich klagend bis Shouting und einem klassischen Setup und passte nicht ganz in das elektronische Publikum – vielleicht gibt es auch einfach nicht mehr so viele Acts mit dieser Attitüde oder aber der Autor dieser Zeilen ist auf einem anderen Mond sonst unterwegs – aber solche Acts gab es massiv viele bis in die frühen 90er – Killing Joke, Fliehende Stürme und so sind doch etwas anders, aber etwas mehr von Shock Therapy ist irgendwie drin- so mussten sie sich deutlich mehr Mühe geben und eine kleine Scheudelle vor der Bühne war zu erkennen. Was passiert hier? Ihren Job haben sie aber gut gemacht, es gab sogar etwas Elektronik und das war durch ein winziges Keyboard auf Handhöhe gut gelöst angebracht – der Rechner stand dazu einfach auf dem Boden. Das kann man so machen.
Das DJ Set von Paradroid enthielt ungelogen nicht ein Stück, was man nicht braucht, also musste man auch tanzen, um mit Coil und Will (hey!!!) in die Winterkälte zurück geschickt zu werden, schön. Zumindest wenn man belgisch-EBM’ig aufgewachsen ist – wie gesagt – das hier ist eine Veranstaltung von Norbert, dem alten Zwischenfall Chef. Sogar Horst, DJ Diva war auch mal da, das ist aber ein Insider für die, die wirklich oft da waren, in anderen Zeiten. Dive wird es auch in Zukunft schaffen.. Vielleicht also auch nächstes Jahr?